Wie Wohnungsunternehmen zu Mobilitätsmanagern werden

07.07.2022

Wohnungsunternehmen bieten Wohnraum und damit zusammenhängende Dienstleistungen an. Ihre Aufgaben liegen also im Bau, in der Bewirtschaftung, Verwaltung und Vermarktung von Wohnimmobilien. So lautet die gängige Definition, und so verstehen sich vermutlich auch die meisten Unternehmen der Wohnungswirtschaft selbst.

Doch es kommt Bewegung in die Sache – und das wortwörtlich: Ausgerechnet jene Branche, die sich mit den unbeweglichsten aller Produkte beschäftigt, nämlich den an Grund und Boden gebundenen Immobilien, engagiert sich verstärkt beim Thema Mobilität. Immer mehr Wohnungsbaugesellschaften und -genossenschaften widmen sich neben ihren Kernaufgaben auch der Frage, wie sie ihren Mietern Wege verkürzen, erleichtern oder ganz ersparen können. Denn fast vier Fünftel aller Strecken, die wir im Alltag zurücklegen, beginnen oder enden an der Wohnungstür. Viel Potenzial also, unnötigen Individualverkehr zu verhindern oder nachhaltiger zu gestalten.


 

Gesetzgeber und Mieter erwarten mehr Engagement

Die Beweggründe dafür sind vielfältig: Zum einen macht der Gesetzgeber der gewerblichen Wohnungswirtschaft inzwischen Vorgaben zur mobilitätsbezogenen Ausstattung bei Neubau und Bestand. Dazu zählt beispielsweise das „Gesetz zum Aufbau einer gebäudeintegrierten Lade- und Leitungsinfrastruktur für die Elektromobilität (Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz – GEIG)“. Es gilt seit März 2021 und regelt die Einrichtung von Ladepunkten in Gebäuden und auf angrenzenden Flächen. Demnach muss, wer ein Wohngebäude mit mehr als fünf Stellplätzen errichtet, ab sofort dafür sorgen, dass jeder Platz mit Leitungsinfrastruktur für die Elektromobilität ausgestattet wird. Bestandsgebäude müssen spätestens bei der nächsten „größeren Renovierung“ entsprechend nachgerüstet werden, sofern sie über Parkplätze im oder am Haus verfügen.

Nicht nur die jüngere Gesetzgebung treibt das Thema Mobilität. Auch bei den Wohnungsnutzern steigen die Erwartungen. Sie suchen Wohnraum, der gut an den Öffentlichen Nahverkehr angebunden ist und die Nutzung eines Fahrrads ebenso komfortabel erlaubt wie die eines PKW. Zugleich möchten sie von den negativen Folgen des privaten Verkehrs (Lärm, Abgase, Fußgängergefährdung) am Wohnort möglichst gut abgeschirmt werden. Durch diese Nachfrage beeinflusst die Qualität der Mobilitätsinfrastruktur eines Objekts mittelbar auch seinen Wert.


 

Mobilität gemeinsam managen

Das erfordert ein Umdenken beim Planen von Wohngebäuden und Quartieren. Um die geschilderten Erwartungen zu erfüllen, müssten die deutschen Wohnungsunternehmen ihr bisheriges Leistungsspektrum deutlich erweitern und zu Mobilitätsmanagern werden. Doch in welchem Ausmaß können sie das in der aktuellen Lage überhaupt tun? Welche Partner bieten sich an?

Viele kommunale Gesellschaften und Genossenschaften positionieren sich bereits als Vermittler zwischen bestehenden Akteure auf dem Mobilitätsmarkt. Sie vernetzen sich beispielsweise mit ortsansässigen Carsharing-Anbietern und ermöglichen die Buchung über einen Link von der eigenen Webseite aus. Oder sie bieten gemeinsam mit Automobilhändlern vor Ort das Entleihen von Elektroautos zu besonderen Tarifen an.

Andere kooperieren mit der Kommune und machen die geforderten Ladestationen für E-Mobilität auf dem eigenen Grundstück öffentlich zugänglich. Angenehmer Nebeneffekt: Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr bezuschusst sie mit bis zu 80 Prozent der Investitionskosten. Zusammen mit dem Fachhandel am Ort lassen sich auch eine Fahrradwerkstatt oder ein -verleih im Quartier organisieren. Mit dem ÖPNV kann über Rahmenverträge verhandelt werden, die günstige Tickets für Bus und Bahn ermöglichen. Hilfen zur barrierefreien Mobilität für Menschen mit Einschränkungen wiederum sind ein Anliegen, das lokale Ehrenamtsvertretungen einbezieht.

 

 

Austausch und Beratung nutzen

Diese Formen der Zusammenarbeit sind in der Regel effizient und zudem wirtschaftlich attraktiv. Sie können aber den Nachteil haben, sich bei der Ausgestaltung und Steuerung des Angebots mit anderen abstimmen und Kompromisse finden zu müssen. Andererseits ist modernes Quartiersmanagement ohnehin vom Austausch und Dialog mit allen beteiligten Gruppen bestimmt. Selbst wenn diese rein juristisch kein Mitspracherecht haben, ist es also sinnvoll, Meinungen abzufragen und weitestmögliche Übereinstimmung zu suchen.

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) bietet aus diesem Grund einen ausführlichen Handlungsleitfaden, eigene Workshops und Fortbildungen für Wohnungsunternehmen und -genossenschaften an. Ziel ist deren bessere Vernetzung mit Kommunen und Mobilitätsdienstleistern, um gemeinsam zu passenden und zukunftstauglichen Lösungen zu kommen. Das Angebot zeigt, dass es für Wohnungsunternehmen viele Wege gibt, die Mobilitätswende mitzugestalten und sich damit bei den eigenen Zielgruppen positiv zu profilieren.

 


Quelle: Udo Eggenhaus, DZ HYP

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