Wohnungsbau aus dem Katalog

09.01.2020

Der Wohnungsbau in Deutschland muss günstiger und schneller werden. Neben steigenden Kosten und mangelnden Grundstücken führen auch die fehlenden Kapazitäten in der Bauwirtschaft dazu, dass viele Neubauprojekte nur schleppend in Gang kommen. All diese Hemmnisse soll das „Serielle Bauen“ überwinden. Kann die Produktionsform die Erwartungen erfüllen?


 

Attraktiv für die Wohnungswirtschaft

Beim „Seriellen Bauen“, oft auch als System- oder Modulbau bezeichnet, werden Objekte nicht mehr einzeln geplant und handwerklich errichtet. Stattdessen entwickeln industrielle Hersteller Gebäudetypen und produzieren sie, angepasst an die jeweilige Anforderung, in der eigenen Systematik in beliebiger Stückzahl. Die im Werk weitgehend vorgefertigten Elemente – ganze Raumkörper oder einzelne Gebäudeteile – werden auf der Baustelle nur noch zusammengefügt.
Die Produktionsweise kann das Bauen erheblich schneller und unter bestimmten Voraussetzungen auch günstiger machen. Vor allem aber erhöht sie die viel zu knappen Kapazitäten in Deutschland, garantiert gleichbleibende Produktqualität und bietet verbesserte Arbeitsbedingungen für am Werk Beschäftigte. Die Kombination dieser Vorteile macht das „Serielle Bauen“ für Wohnungsunternehmen tatsächlich attraktiv. Allerdings müssen die Gegebenheiten passen: Nicht jedes Grundstück eignet sich für den Systembau, weil dieser oftmals bestimmte Rasterweiten und identische Nutzungen der Wohneinheiten voraussetzt. Außerdem muss schon die Planung das gewünschte Verfahren berücksichtigen


 

Günstige Alternative auch für kleine Aufträge

Kostenvorteile werden über die standardisierte Produktion und über das Mengengerüst generiert. Auch die reduzierte Bauzeit und die ganzjährige Auslastung der Produktion wirken entlastend. Dem stehen höhere Transportkosten gegenüber. Um mögliche Kostenvorteile auch für Wohnungsunternehmen mit kleinerem Neubauvolumen nutzbar zu machen, hat der Dachverband der Wohnungswirtschaft GdW eine Rahmenvereinbarung mit neun Bauunternehmen abgeschlossen. Mitgliedsunternehmen können nun wie in einem Katalog das für sie passende Konzept wählen und dabei auf Musterverträge mit Festpreisen zurückgreifen.
So weit, so gut. Doch es gibt Einschränkungen. Die Negativerfahrungen aus der Nachkriegszeit und den 1970er Jahren schaffen vor allem bei den potenziellen Abnehmern Vorbehalte gegen das „Serielle Bauen“. Von der „neuen Platte“ ist die Rede, die dem lokalen Bauhandwerk das Wasser abgräbt. Dem Faktencheck hält beides nicht stand: Weil die serielle Produktion per se nur einen Teil des Baubedarfs in Deutschland abdecken kann, wird das klassische Bauhandwerk durch die Vorfertigung in seiner Existenz nicht bedroht, sondern entlastet. Und auch nach Qualität und Ästhetik brauchen vorgefertigte Immobilien den Vergleich mit der Einzelerstellung nicht zu fürchten. Dennoch wird es sicher noch einige Zeit brauchen, bis sich das Produktionsverfahren für Wohnbauten etabliert hat.


 

Noch viel Luft nach oben

Was die erhofften Kostenvorteile betrifft, ist ebenfalls noch etwas Geduld gefragt. Der Aufbau von Produktions- und Lagerkapazitäten sowie Investitionen in die Prozessentwicklung lassen eine spürbare Kostendegression noch nicht zu. Zudem bleiben den Bauunternehmen steigende Rohstoffpreise, Lohn- und Lohnnebenkosten ebenso wenig erspart wie ihren konventionell arbeitenden Mitbewerbern.
Trotz dieser Einschränkungen kommt das Bauen in Vorfertigung allmählich in Gang. Knapp ein Jahr nach Abschluss der Rahmenvereinbarung wurde in Idstein/ Taunus das erste Objekt fertiggestellt. Fünf Projekte sind zurzeit in Produktion und rund zehn weitere werden verhandelt. Laut GdW entspricht das etwa 500 Wohneinheiten im Bau und weiteren 1.000 auf dem Weg zur Erstellung. Bei einem Baubedarf von rund 400.000 Wohnungen pro Jahr kann von einem Allheilmittel gegen Wohnungsknappheit demnach nicht gesprochen werden – wohl aber von einer guten Idee mit großem Potenzial. 

 


Quelle: Jürg Schönherr, DZ HYP

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