Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Hunderttausende Menschen aus ihrer Heimat vertrieben. Nach offizieller Zählung sind bisher zwischen 400.000 und 600.000 Frauen, Kinder und ältere Geflüchtete in Deutschland angekommen. Die tatsächliche Zahl liegt vermutlich erheblich höher. Denn: Wer aus der Ukraine einreist, darf sich für 90 Tage visumsfrei im Land bewegen und muss sich erst nach Ablauf dieser Frist registrieren lassen, um eine längere Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten. Viele Menschen, die zunächst bei Verwandten oder engagierten Freiwilligen untergekommen sind, werden daher noch von keiner Statistik erfasst. Anders als 2015 verfügen sie vielfach über eine mehr oder weniger stabile wirtschaftliche Basis und können sich für eine gewisse Zeit selbstständig versorgen.
Das macht es den deutschen Kommunen nicht gerade leicht, den Bedarf an Hilfsangeboten realistisch einzuschätzen. Zwar möchten sie Geflüchtete aus der Ukraine schnellstmöglich mit einer angemessenen Unterkunft sowie Bildungs- und Integrationsmöglichkeiten versorgen. Doch weder die Höhe der Nachfrage noch der Ort, an dem sie erfüllt werden soll, sind absehbar. Hinzu kommt das immense Engagement von Ehrenamtlichen und Freiwilligen-Organisationen. Bei aller Unterstützung und Bewältigung der aktuellen Situation erfordert dies jedoch auch zusätzliche Abstimmungen und Moderation.