Der Weg aus den Niedrigzinsen wird schwierig – Stefan Bielmeier im Gespräch

02.04.2020

Stefan Bielmeier ist Chefvolkswirt der DZ BANK. Unter seiner Führung hat sich das Research des genossenschaftlichen Spitzeninstituts zu einem geschätzten Anbieter von Analysen, Kommentierungen und Prognosen zu Konjunktur, Märkten und Emittenten entwickelt. Im Gespräch erläutert er die Aussichten für die Immobilienmärkte und skizziert das Zinsdilemma der EZB.


 

Herr Bielmeier, 2019 war der krönende Abschluss einer erfolgreichen Dekade für die Immobilienmärkte. Wie wird es 2020 aussehen?

Ich gehe nicht davon aus, dass sich an den Immobilienmärkten große Veränderungen gegenüber den Vorjahren zeigen. Vor dem Hintergrund der negativen Anleiherenditen wird das Interesse an alternativen Anlagen, also Immobilien, so bald nicht abreißen. Die Mietrenditen in den sieben größten deutschen Städten sind inzwischen zwar unter drei Prozent gefallen – das dürfte die Nachfrage aber nicht bremsen. Interessant wird die Entwicklung der Mietpreise. Diese werden weiter an Dynamik verlieren, denn es wird mehr gebaut und das Einwohnerwachstum ist gebremst. Besonders am Wohnungsmarkt lässt sich erkennen, dass der Markt beginnt, sich selbst zu regulieren – ohne Eingriffe wie den Mietendeckel in Berlin.


 

Welche politischen Faktoren könnten die Märkte aus Ihrer Sicht am stärksten beeinflussen?

Die Industrie- und Exportnation Deutschland bekommt die Auswirkungen der globalen Handelskonflikte stärker zu spüren als andere. Die weitere Entwicklung in diesem Punkt wird die Konjunktur und damit auch die Immobilienmärkte beeinflussen. Auch die Frage nach dem Umgang mit Großbritannien wird ja mit dem vollzogenen Brexit erst richtig interessant. Jetzt gilt es, ein für beide Seiten gewinnbringendes Freihandelsabkommen abzuschließen.


 

Sie nannten die negativen Anleiherenditen als Treiber der Immobilienmärkte. Glauben Sie an eine mittelfristige Umkehr der lockeren Geldpolitik seitens der EZB?

Nein. Dabei wäre es wünschenswert, wenn das Institut unter neuer Führung Auswege fände. Die Leitzinssenkungen und Anleihekäufe waren wichtige Schritte zur Krisenbewältigung. Inzwischen aber schafft es die EZB nicht mehr, die zugrunde liegenden Probleme einzelner Länder im europäischen Währungsraum zu beheben. Fiskalpolitisch hat der Euroraum seine Grenzen erreicht. Obwohl man schon seit Jahren geldpolitisch Vollgas gibt, bleibt die Inflation ungewöhnlich niedrig, die Löhne steigen kaum und die Wirtschaft entwickelt sich bestenfalls moderat. Man darf auch den Gewöhnungseffekt nicht unterschätzen. Je länger reichlich Liquiditätsversorgung verfügbar ist und Finanzierungskosten gering sind, desto selbstverständlicher werden sie für die Marktteilnehmer. Der Weg aus den Niedrigzinsen ist daher sehr schwierig.


 

Aber nicht unmöglich?

Der Ausweg aus dem Dilemma der EZB führt über den Weg einer intensiven Zusammenarbeit zwischen Geld- und Strukturpolitik. Frau Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank, verfügt über langjährige politische Erfahrung. Diese kann sie nutzen, um zusammen mit den Euroraum-Regierungen und der EU-Kommission die Wachstumsbedingungen und das strukturelle Umfeld zu verbessern. Im nächsten Schritt wäre eine langsame Normalisierung der Geldpolitik möglich.

 


Quelle: Stefan Bielmeier, DZ HYP

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