Die Stadt als Schwamm – eine Lösung für klimatische Herausforderungen?

28.07.2022

Für viele Menschen ist der Sommer die schönste Zeit des Jahres. Doch insbesondere in Großstädten können Außentemperaturen jenseits der 30-Grad-Marke gesundheitlich belastend sein. Der Klimawandel hat dazu geführt, dass es auch in unseren Breiten immer häufiger Hitzeperioden gibt. Zugleich nehmen Starkregen-Ereignisse zu, die in verdichteten Räumen ebenfalls negative Folgen für Menschen und Gebäude haben. Bundesbauministerin Klara Geywitz hat daher kürzlich dazu aufgerufen, die Städte besser an die veränderten Klimabedingungen in Deutschland anzupassen. Ein seit 2020 laufendes Förderprogramm des Bundes wurde dafür um 176 Millionen Euro aufgestockt.

Damit sich eine Flutkatastrophe wie vor einem Jahr im Ahrtal und Teilen von NRW nicht wiederholt, sind Stadtplaner und Wissenschaftler gefragt, dezentrale Entwässerungs- und Klimatisierungskonzepte zu entwickeln. Viele setzen dabei auf das sogenannte Schwammstadt-Prinzip, das urbane Überflutungen und zugleich Überhitzungen zu vermeiden hilft. Demnach wird eine Stadt so gestaltet, dass ihre Oberflächen Niederschlag wie ein Schwamm aufnehmen, speichern und verzögert wieder an die Umwelt abgeben. Mit diesem Regenwassermanagement wird der natürliche Wasserkreislauf imitiert und die Verdunstungskühlung auch in dicht besiedelten Gebieten erhöht. Urbane Grünflächen wirken so wie natürliche „Klimaanlagen“ einer Stadt.

Im ersten Schritt müssen die neuralgischen Punkte identifiziert werden, an denen sich Wasser und Hitze stauen. So hat Kopenhagen die gesamte Innenstadt entsprechend dem Schwammstadt-Prinzip kartographiert, nachdem 2011 ein heftiger Niederschlag innerhalb von zwei Stunden viele Straßen und Keller überflutet hatte. Der daraus entwickelte „Wolkenbruch-Plan“ sieht mehr als 300 präventive Projekte in der dänischen Hauptstadt vor. Sie sollen zum einen dafür sorgen, dass Regen direkt ins Meer geleitet wird und dabei gar nicht erst in die städtischen Abwasserrohre gelangt. Zum anderen sollen Parks als Versickerungsflächen genutzt werden, um Wasserreserven für das urbane Grün in der Stadt zu halten.


 

Straßen und Grünflächen können Klimaschutz fördern

Das Schwammstadt-Prinzip findet weltweit Anklang. Der künstliche Phoenix-See in Dortmund fängt beispielsweise große Niederschlagsmengen auf und wirkt zugleich als Rückstaubecken für die nahegelegene Emscher, einen Nebenfluss des Rheins. Umfangreiche Anwendungen finden sich auch im Wiener Stadtviertel „Zwei“ mit seinem hohen Grün-und Wasseranteil sowie in der nordchinesischen Stadt Harbin mit ihrem 34 Hektar großen „Qunli Regenwasserpark“.
Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt-, und Raumforschung (BBSR) zählt zielführende Maßnahmen für das Regenwassermanagement auf. Dazu gehören temporäre Überflutungsoptionen über oberirdische Kanäle und offene Wasserflächen und Teiche sowie definierte Fließwege, für die Straßen tiefergelegt oder ihre Neigungswinkel verändert werden. Das Wasser versickert in Pflanzbeeten, unterirdischen Speichern und in Mulden neben der Straße.

Ein zentrales Element für das Klimamanagement in der Stadt bilden große, alte Bäume. Sie spenden Schatten, kühlen die Luft durch Verdunstung und halten einen Teil des Regens im Erdreich zurück. Um diese Effekte zu fördern, brauchen Straßenbäume allerdings genügend Freiraum – insbesondere an ihren Wurzeln. Dafür muss der Untergrund aufgelockert und vor erneuter Verdichtung geschützt werden. In Straßen- und Gehweg-Nähe bedeutet das zusätzlichen baulichen Aufwand. Eine Baumrigole sorgt dafür, dass sich unter dem Wurzelwerk genügend Feuchtigkeit hält. Eine Studie der Universität ETH Zürich hat gezeigt, dass die direkt am Boden gemessene Oberflächentemperatur durch Baumbestand um acht bis zwölf Grad gesenkt werden kann.


 

Maßnahmen sollten bundesweit und interdisziplinär aufeinander abgestimmt werden

Da es sich beim Schwammstadt-Prinzip um Maßnahmen handelt, die zusätzlich zur vorhandenen Niederschlagswasserbewirtschaftung genutzt werden, ist eine interdisziplinäre Abstimmung mit allen Beteiligten der Stadt- und Quartiersplanung erforderlich. Denn viele Lösungen betreffen den Raum unterhalb von genutzten Verkehrsflächen. Der ist jedoch bereits durch konventionelle Abwasserkanäle, Trinkwasser- und Gasleitungen, Stromkabel sowie Telekommunikationsleitungen belegt. Alle für den urbanen Untergrund zuständigen Abteilungen von der städtischen Grünanlagenpflege bis zur infrastrukturellen Versorgung sollten folglich in die Überlegungen einbezogen werden.

Für ein wirklich umfassendes Schwammstadt-Konzept braucht es außerdem die Unterstützung der Wohnungswirtschaft und privater Immobilieneigentümer. Denn jede Dach-, Fassaden- und Innenhofbegrünung erhöht die Verdunstungsrate und trägt zur Verbesserung des Mikroklimas im urbanen Raum bei. Versiegelte Flächen dagegen beschleunigen den Abfluss von Niederschlägen, weshalb reine Stein- und Schottergärten in immer weniger Kommunen erlaubt werden. Bei allen Maßnahmen ist es daher wichtig, Aufwand und Wirkung ins Verhältnis zu setzen und die Planung gemeinsam mit allen Beteiligten rechtzeitig zu planen. Wo private und öffentliche Hand zusammenarbeiten, können schon kleine Maßnahmen viel erreichen.

 


Quelle: Stefan Heckerodt, DZ HYP

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