Deutschlands Innenstädte werden derzeit stark gebeutelt: Erst nahm ihnen der Onlinehandel fast ein Fünftel der Laufkundschaft, dann fegte Corona die Einkaufsstraßen leer. Und kaum füllten sich die Fußgängerzonen zu Beginn dieses Jahres endlich wieder, versetzte der Ukraine-Krieg der neu aufkeimenden Kaufbereitschaft einen Dämpfer. Viele Konsumenten warten verunsichert ab, welche wirtschaftlichen Belastungen auf sie zukommen. Händler sorgen sich wegen steigender Kosten für ihre Ware, Lieferengpässen und auf hohem Niveau sich einpendelnder Mieten. Die Folgen sind beunruhigend stille Geschäftsstraßen, Leerstände und Investitionsrückstände. Nicht ohne Grund lädt Bundesbauministerin Klara Geywitz als Vorsitzende des Beirats Innenstadt im Juli dieses Jahres zu einem Ideenkongress nach Potsdam ein.
Doch nicht nur den großen Städten droht die Verödung ihrer zentralen Einkaufslagen. Auch mittlere und kleine Kommunen haben mit entvölkerten Ortskernen zu tun. Sie können den Wettbewerbsnachteil, der ihnen ohnehin aus ihrer vergleichsweise geringen Angebotsvielfalt entsteht, noch schwerer ausgleichen. Wo denkmalgeschützte Altbauten an reizvoll gestalteten Marktplätzen und verkehrsberuhigten Straßen locken, kann das gelingen. Fehlen sie jedoch, machen sich Bummler, „Window-Shopper“ und Gelegenheitskonsumenten rar.