Mehr Wohnraum für Senioren

06.01.2022

In den kommenden Jahrzehnten zeichnet sich ein Engpass beim Wohnraum für betagte Menschen ab. Aktuell sind 16,2 Millionen Menschen älter als 67 Jahre. Nach einer Vorausberechnung des Statistischen Bundesamts wächst die Zahl der 67- bis 79-Jährigen bis 2035 auf fast 20 Millionen Personen. Es wird damit gerechnet, dass die Altersgruppe der über 80-Jährigen folglich ebenfalls zunimmt – von 6 auf 6,1 Millionen hochbetagte Mitbürger. Die stark steigende Zahl älterer Menschen bedeutet für den Wohnungsmarkt eine Herausforderung. Denn entsprechend wächst der Bedarf an Seniorenwohnungen.


 

Zu speziell bauen schreckt ab

Die Zahl der privaten Haushalte in Deutschland wird laut Berechnungen des Statistischen Bundesamts bis zum Jahr 2040 auf rund 43 Millionen steigen. Der Grund hierfür ist insbesondere ein zunehmender Anteil an alleinlebenden Senioren. Für sie müssten wesentlich mehr kleine, barrierefreie Ein- bis Zweizimmerwohnungen im städtischen Umfeld entstehen, die über eine gute Versorgungsinfrastruktur verfügen. Ausgehend von prognostizierten zusätzlichen 1,8 Millionen Einpersonenhaushalten sind bis 2040 rechnerisch pro Jahr mehr als 90.000 entsprechende Wohnungen erforderlich.

Erfreulicherweise werden die meisten neuen Mehrfamilienhäuser hierzulande bereits barrierearm erstellt. Denn Aufzüge, stufenlose Zugänge, schwellenlose Türen und bodengleiche Duschen kommen allen Generationen zugute. Rollstuhlgerechte Wohnungen hingegen müssen nach DIN-Norm noch deutlich höhere Anforderungen erfüllen. Sie brauchen zudem viel Bewegungsfläche und sind entsprechend teuer, was sich viele gehbehinderte Menschen selten leisten können. Andere Interessenten stört wiederum die spezielle Einrichtung mit unterfahrbaren Waschbecken sowie den extra niedrig angebrachten Schaltern, Griffen und Handläufen. Folglich bleiben solche Wohnungen lange leer. Wie sollte eine altersgerechte Wohnung somit künftig aussehen?


 

Altersgerecht aus- und umbauen

Die überwiegende Mehrheit der über 65-Jährigen in Deutschland lebt in ihren oft seit Jahrzehnten bewohnten Häusern und Wohnungen und möchte dort auch so lange wie möglich bleiben. Alternative Wohnformen wie Senioren-WGs, Servicewohnen, betreute Wohnanlagen und Mehrgenerationenhäuser bleiben weiterhin die Ausnahme. Neben der Planung von entsprechenden Neubauten und Stadtquartieren ist es deshalb erforderlich, den in die Jahre gekommenen Wohnungsbestand in Deutschland altersgerecht umzugestalten. Die Maßnahmen, die erfolgen müssten, um einen barrierearmen Standard zu erreichen, stellen allerdings eine Herausforderung dar.

Laut Destatis haben 85 Prozent aller Seniorenhaushalte beispielsweise keinen stufenlosen Zugang zu ihrem Zuhause. Einzelne Zimmer lassen sich mitunter durch Umbauten an die unterschiedlichen Lebensphasen und Bedürfnisse der Bewohner anpassen. Versorgungsunterstützende technische Assistenzsysteme aus dem Bereich Ambient Assisted Living (AAL) wie die Fernsteuerung von Rollläden oder Elektrogeräten  können in wenigen Stunden geräuschlos installiert werden. Bei grundlegenden Eingriffen in die Bausubstanz zugunsten der Barrierefreiheit muss mittlerweile zwar keine Genehmigung von der Eigentümergemeinschaft mehr eingeholt werden. Denn seit der jüngst in Kraft getretenen WEG-Novelle zählen angemessene bauliche Veränderungen, die Menschen mit Behinderungen dienen zu sogenannten privilegierten Maßnahmen, auf deren Umsetzung Anwohner einen Anspruch haben. Allerdings müssen diese die Kosten für den Umbau allein tragen.


 

Rufe nach Strategiewechsel zeichnen sich ab

Zahlreiche Unternehmen der Immobilienwirtschaft haben den großen Bedarf an altersgerechten Wohnungen erkannt und streben an, einen Teil ihres Wohnungsbestands künftig barrierearm auszubauen. Aber es sind perspektivisch gesehen noch zu wenige. Zudem sind die Kosten für solchen umfassenden Vorhaben hoch. Für den Abbau von Hindernissen, mehr Wohnkomfort und besseren Einbruchschutz werden vor allem für Privatpersonen Fördermittel angeboten –  zum Beispiel von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit dem Programm „Altersgerecht Umbauen“, den Ländern und Kommunen sowie durch individuelle Zuschüsse von Pflegekassen. Bundesweit verteilte Beratungsstellen klären über Anpassungs- und Fördermöglichkeiten auf. Doch reicht das aus als Anreiz?

Fakt bleibt, dass die Zahl der altersgerechten Immobilien dem aktuellen und künftigen Bedarf vor allem in Großstädten derzeit nicht gerecht wird. Einige Stimmen fordern deshalb die Einführung von Quoten, um die Anzahl barrierefreier Wohnungen zu erhöhen. Sie schlagen vor, die Vergabe von Krediten und Förderdarlehen an einen bestimmten Anteil zu knüpfen. Denkbar wäre aus ihrer Sicht auch eine Pflichtabgabe für Bauherren, die die vorgegebene Quote nicht erfüllen. Doch ist eine solche auf dem Wohnungsmarkt wirklich realisierbar? Letztendlich müsste diese querfinanziert werden, was sich wiederum an anderer Stelle auf die Wohnungspreise auswirkt. Wenn Neubauvorhaben dadurch unwirtschaftlich werden, besteht die Gefahr, dass sie dann ganz unterbleiben. Fakt ist jedoch ebenfalls, dass Barrierefreiheit unabhängig vom Alter eine Aufwertung der Immobilie bedeutet. Denn durch die (Um-) Baumaßnahmen werden für alle Bewohner lästige Hindernisse reduziert sowie die Sicherheit und der Wohnkomfort erhöht.


 

 


Quelle: Markus Krampe, DZ HYP

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