Dr. Michael Holstein ist Chefvolkswirt der DZ BANK. Unter seiner Führung entstehen im genossenschaftlichen Spitzeninstitut Analysen und Prognosen zu Konjunktur, Märkten und Emittenten. Für den DZ HYP ImmoBlog gibt er einen Ausblick auf 2022 und erklärt, warum wir mit einem fortdauernden Aufschwung rechnen dürfen.
„2022 wird die Erholung der Wirtschaft weiter beflügelt“
22.09.2021
Herr Dr. Holstein, laut Ihren Prognosen dürfte das Wachstum des Bruttoinlandproduktes in Deutschland in diesem Jahr drei Prozent betragen. Für das kommende Jahr erwarten Sie eine noch höhere Wachstumsrate. Was stützt Ihre optimistische Perspektive?
Dieses Jahr ist noch stark von der Pandemie geprägt. Bis zum Frühjahr wurden die wirtschaftlichen Aktivitäten weiterhin gedämpft. Aktuell befinden wir uns in der Erholung nach der Krise. Wir gehen davon aus, dass diese Erholung an Fahrt gewinnen wird. Denn der Nachholbedarf bei den Dienstleistungen wird mehr zum Zuge kommen, beispielsweise im Bereich der Veranstaltungen, Restaurantbesuche und im Tourismus. Auch die Industrie hat ein hohes Nachfragepolster. Derzeit leidet sie an Lieferschwierigkeiten und hohen Frachtkosten. Wir gehen davon aus, dass sich diese Probleme im nächsten Jahr lösen werden. Wir werden mit deutlich mehr Wachstumsschwung ins neue Jahr gehen als 2021.
Der aktuelle Inflationsanstieg führt jedoch zu Sorgen über eine Straffung der Geldpolitik. Werden die Zinsen vorerst dennoch niedrig bleiben?
Der Inflationsanstieg, den wir derzeit sehen, hat mit den Spätfolgen der Krise zu tun. Das hängt damit zusammen, dass die Rohstoff- und Energiepreise wesentlich höher liegen als 2020. Auch die Mehrwertsteuer, die im Vorjahr reduziert war und jetzt wieder auf normalen Niveau ist, beeinflusst den Inflationsanstieg. Dieser ist jedoch nur eine vorübergehende Erscheinung. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ihre Geldpolitik nicht anpassen, weil die Inflationsrate im nächsten Jahr wieder sinken wird. An den Märkten wird das auch so gesehen. Die Renditen der Staatsanleihen bleiben weiter niedrig. Es ist davon auszugehen, dass wir auf Jahre hinaus mit sehr niedrigen Zinsen leben werden.
Unternehmensgewinne, Aktien und Rohstoffpreise steigen weiter an. Nur der Goldmarkt lässt sich von dem Aufschwung nicht mitziehen. Er entwickelt sich sogar rückläufig. Was hat das zu bedeuten?
Die Rohstoff- und Energiepreise steigen, weil es einen Aufschwung in der globalen Industrie gibt. Gold ist ein Investment in die Sicherheit. Es ist ein Krisenindikator. Wenn der Goldpreis steigt, ist das ein Zeichen für Unsicherheit und die Suche nach sicheren Häfen. Zurzeit ist jedoch das Gegenteil der Fall. Investoren suchen Gewinnmöglichkeiten. Diese lassen sich im Aktien- und Immobilienmarkt finden. Die Risiken in diesen Märkten werden als begrenzt angesehen.
Aktuell sind die vierte Pandemiewelle sowie weitere Virusvarianten im Gespräch. Welche Auswirkungen haben solche Ängste auf die Wirtschaft und die Geldpolitik in Deutschland?
Global gesehen, befinden wir uns in der vierten Welle, die jedoch weniger Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung und die Wirtschaft hat. Denn zumindest in den Industrieländern haben wir ein hohes Niveau an Impfungen. Wir rechnen nicht damit, dass diese vierte Welle zu einem weiteren Lockdown führen wird. In den USA allerdings, wo die Inzidenzen wieder steigen, geht das Verbrauchervertrauen zurück und die Menschen verzichten freiwillig auf Veranstaltungen und Restaurantbesuche. Auch hierzulande gibt es eine dämpfende Wirkung durch die neue Infektionswelle. Das wird in den Wintermonaten so bleiben. Damit müssen wir leben. In der Wirtschaft werden wir entsprechende Auswirkungen spüren. Die EZB hat zudem angedeutet, dass ihr Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) so lange ausgedehnt wird, bis die Pandemie überwunden ist.
Quelle: Dr. Michael Holstein, DZ HYP
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