Coworking Spaces zählen zu den größten Büroimmobilientrends der vergangenen Jahre. Darunter versteht man eine neue Form der Flächennutzung, bei der flexible Arbeitsplätze kurz- oder längerfristig in einem offen gestalteten Büro angemietet werden. Als Nischenprodukt gestartet, gewinnen sie zunehmend Marktanteile und sind längst nicht mehr nur für Freiberufler interessant. Auch etablierte Unternehmen mieten sich ein.
Laut einer aktuellen Untersuchung von BNP Paribas Real Estate befinden sich mit Berlin, Frankfurt und München drei deutsche Metropolen unter den zehn wichtigsten europäischen Märkten für Coworking. Bundesweiter Spitzenreiter war 2018 Berlin mit rund 89.000 Quadratmetern neu angemieteter Fläche und rund 12,4 Prozent Gesamtflächenumsatz. Der Immobilienberater Colliers International rechnet in den kommenden Jahren mit einem Marktpotenzial von durchschnittlich 10 Prozent Flächenanteil für Coworking Spaces in den wichtigsten europäischen Städten. Der tatsächliche Anteil lag 2018 bei 1,5 Prozent.
Dass der Trend zu flexiblen Büroplatzlösungen Potenzial hat, das Geschäft mit Büroimmobilien zu verändern, zeigt ein Blick in die europäische Coworking-Haupstadt London. Dort passen Eigentümer die Vermarktung ihrer Flächen bereits spürbar an die veränderte Nachfrage an. Dazu gehören neben flexiblen Mietlaufzeiten mehr Mieter-Incentives und eine stärkere Ansprache als Dienstleister im Vergleich zu bloßen Flächenanbietern. Auch LaSalle Investment Management sieht mancherorts ein Ende der Zeiten, in denen ein Vermieter einen Zehnjahresvertrag abschließen konnte und dann Ruhe hatte. Man müsse die Mieter heute viel besser verstehen und sie enger betreuen, um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben.
Revolutioniert Coworking demnach den Büroimmobilienmarkt? Eher nicht. Trotz des Wachstums werden die Flächenanteile überschaubar bleiben. Für Eigentümer, die ihre Flächen an Coworking Anbieter vermieten, bleibt in vielen Fällen ungeklärt, wie stark diese tatsächlich nachgefragt werden. Deutliche Gewinnverluste wie zuletzt beim Branchenführer Wework verunsichern die Märkte. Zudem ist der Coworking-Trend auch ein Ergebnis des wirtschaftlichen Aufschwungs und des damit einhergehenden Büroflächenmangels. Zahlreiche Experten, wie Prof. Dr. Tobias Just von der IRE|BS International Real Estate Business School, rechnen daher im Falle eines schwächelnden Arbeitsmarkts mit Herausforderungen für die Anbieter.
Coworking hat sich insgesamt als Spezialsegment durchaus etabliert und nimmt punktuell auch Einfluss auf den Büroimmobilienmarkt insgesamt. Für maßgebliche Veränderungen reicht das Potenzial der flexiblen Arbeitsplätze hingegen nicht aus.